AfD? Nee!!! Eine Geschichte

von Annette Vormbrock

AfD? NEEE!

Auf dem Supermarktparkplatz, kurz nach der Bundestagswahl.
Eine liebe ehemalige Kollegin. Sie kennt mich, weiß, dass ich Sozi bin. Nach dem üblichen „Hallo“ und „Wie geht’s?“…..

Sie: Also, ich habja diesmal AfD gewählt.

Ich (Schnappatmung): AfD? Wieso das denn?

Sie: Ach, die anderen kriegen es ja doch nicht hin. Ja, das sage ich Dir, obwohl du in der SPD bist!

Ich: Was kriegen sie nicht hin, die anderen?

Sie: Ach alles, die Ausländer und so….

Ich: Was ist denn mit Ausländern hinzukriegen?

Sie: Na, die Flüchtlinge eben, die Asylanten. Wie soll das denn enden? Sie können doch nicht alle nach Deutschland kommen! Und wir müssen alles bezahlen. Mir schenkt auch keiner was!

Ich: Deutschland hat ungefähr 80 Millionen Einwohner. Zur Zeit (Ende 2020) leben laut Bundesinnenministerium 1,4 Millionen Flüchtlinge in Deutschland. Das heißt, dass ungefähr 1 Flüchtling auf 57 deutsche Einwohner kommt. Weltweit sind übrigens etwa 80 Millionen Menschen – also so viele wie Deutschland Einwohner hat – auf der Flucht, mehr als ein Drittel davon Kinder. Kann man alles im Internet nachlesen.

Die weitaus meisten Flüchtlinge halten sich in ihren eigenen Ländern oder in den Nachbarländern auf, immer in der Hoffnung, irgendwann wieder nach Hause zu können. Die Türkei hat die meisten Flüchtlinge weltweit aufgenommen. Deutschland ist auf Platz 5, nach Kolumbien, Pakistan und Uganda. Findest Du das nicht ein bisschen peinlich für das reiche, selbstbewußte Deutschland?

Sie (schluckt): Ja, aber, wenn da immer mehr kommen?

Ich: Was würdest Du denn machen, wenn du an deinem Wohnort nicht mehr sicher leben könntest? Krieg, Diktatur, Klimafolgen…. Würdest Du nicht auch versuchen, irgendwo anders in Sicherheit zu leben? Müsstest Du das nicht tun, auch wegen Deiner Kinder? Übrigens: haben nicht viele Deutsche in verschiedenen Epochen der Vergangenheit genau das getan? Wie viele Amerikaner haben zum Beispiel wohl deutsche Vorfahren?

Sie: (hört nicht mehr richtig zu, schaut auf die Uhr und muss ganz schnell weg). Wir können uns ja mal wieder treffen, dann reden wir weiter…

Ich: Das machen wir, da gibt es nämlich noch eine ganze Menge zu dem Thema zu sagen.

Ja, denke ich. Es ist tatsächlich eine große Aufgabe, über eine Million Schutzsuchende aufzunehmen, zu entscheiden, ob die Fluchtgründe ausreichen für eine Anerkennung als Flüchtling, Unberechtigte möglicherweise abzuschieben und die Bleibenden zu integrieren. Das erfordert Aufwand, Geld, Arbeit und Solidarität. Das kann schon ein wenig Angst machen. Aber kann man sich vor dieser Aufgabe drücken? Zusehen, wie Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrinken, weil sie nicht offiziell nach Europa einreisen können? Wie Tausende in Elendslagern in Griechenland ausharren, von Kälte, Hitze und Krankheiten bedroht? Deutschland einzäunen, damit niemand mehr reinkommt?

Die AfD schlägt so eine einfache Lösung vor: Grenzen dicht – fertig.

Das kann aber doch keine Alternative für Deutschland sein!

Wir müssen reden, die Kollegin und ich. Vernünftige und menschliche Lösungen für eine schwere Aufgabe suchen.

Aber AfD? Neee!